Über 230 Jahre Kyffhäuserbund:

„Tradition hat Zukunft“ – Gestern – Heute – Morgen

 Von Dieter Schütte

Historisch gewachsen und international vernetzt

Aus der sozialen Schützenbruderschaft in Wangerin (Pommern) im Gründungsjahr 1786, die sich um Kriegsversehrte, Witwen und Waisen kümmerte, hat sich heute ein moderner, gemeinnützig anerkannter Kyffhäuserbund e.V. entwickelt. 30.000 Mitglieder fördern Tradition, Kultur, Soziales, Denkmalschutz, Schießsport mit Schulungsseminare, Musik, Jugend-, Frauen- und Reservistenarbeit. Durch ihr geselliges Vereinsleben bringen sie sich mit Ideen, Kreativität und Erfahrung vielseitig in die Gesellschaft ein.

Vergangenheit verstehen - Gegenwart und Zukunft bewusst gestalten

Die Geschichte des Kyffhäuserbundes stellt uns die Fragen, wie gehen wir mit unserer Vergangenheit um - wie gestalten wir unsere Gegenwart und Zukunft?

230 Jahre Entwicklung bis zum heutigen Volksbund verdeutlichen zugleich das Spiegelbild der deutschen Geschichte. Aus dem bezeugten Vermächtnis des todkranken Preußenkönigs Friedrich des Großen, entwickelte sich im Jahr 1786 die Wangeriner Schützenbrüderschaft, in den späteren Jahrzehnten die Bewegung der deutschen Kriegervereine. Auf sie geht im Wesentlichen auch das Phänomen der Kriegerdenkmale zurück. In zahllosen Gemeinden Deutschlands erinnern sie an die vielen Kriegstoten, die unser Land seit den Tagen Napoleons zu beklagen hatte. Der Kyffhäuserbund und seine Vorläufer haben es sich u.a. zur Aufgabe gemacht, den Gefallenen zu gedenken und den Überlebenden Hilfe zu gewähren, soweit sie nötig wurde.

Die Zeit vom Kaiserreich zur Demokratie

Im Kaiserreich und auch noch in der Weimarer Republik war der Blick auf die Kriegsgeschichte des deutschen Volkes ungebrochen und von Stolz auf militärische Leistungen bestimmt. Die weltweiten Katastrophen in der Zeit von 1914 bis 1945 mit den Nachkriegsjahren machten das deutsche Geschichtsbild zunichte. Bereits 1943 erfolgte das Verbot des Kyffhäuserbundes – mit 4,3 Millionen Veteranen aus beiden Weltkriegen–, das Kyffhäuserdenkmal fiel 1945 mit Thüringen der Sowjetischen Besatzungszone zu und war als Identifikationspunkt auch räumlich verloren.

Trotzdem gründete sich der Kyffhäuserbund 1952 neu. Wir dürfen es als Glück und Geschenk empfinden, dass diese Wiedergründung nicht im Geist von Revisionismus und Trotz erfolgte. Man übernahm stattdessen die Haltung, in der Konrad Adenauer mit der strikten Westbindung die Grundlagen des neuen demokratischen Deutschlands schuf. So verschrieb sich der Kyffhäuserbund den Werten der parlamentarischen Demokratie, wie sie im Grundgesetz seit 1949 festgeschrieben sind, bewahrte die guten Traditionen seiner Geschichte, führte diese in die neue Zeit, während er Fragwürdiges zurückließ.

Mit seiner Öffnung für die europäische und internationale Dimension erweiterte der Kyffhäuserbund seine Werte und förderte enge Kontakte zu befreundeten Organisationen der früheren Westalliierten. Seit dem Fall der kommunistischen Diktaturen in Ost- und Mitteleuropa sind aber auch freundschaftliche Verbindungen zu früheren Kriegsgegnern im Osten hinzugekommen. Die Versöhnung zwischen einstigen Kriegsgegnern über den Gräben der Gefallenen war ein unendlich wichtiger Schritt auf dem Weg zur Einheit Europas, indem heute rund 500 Millionen Einwohnern in Frieden, Wohlstand und Freiheit leben. Ein solcher Schritt steht in dieser Form im Osten noch aus.

120 Jahrfeier des Kyffhäuserdenkmals: Festwoche vom 18. bis 25. Juni 2016

Für die Westdeutschen war das Kyffhäuserdenkmal im Norden Thüringens bis 1989 hinter dem Eisernen Vorhang verborgen. Seitdem ist es wieder zu einer touristischen Hauptattraktion geworden – sein 120-jähriges Bestehen wurde vom 18. bis 25. Juni 2016 mit einer attraktiven Festwoche gefeiert.

Kyffhäuserbund baut neue Brücken für ein stabiles Europa

Der Kyffhäuserbund vertieft auch künftig die nationalen und internationalen Kontakte zu befreundeten Organisationen, hilft alte Gräben zuzuschütten und neue Brücken für ein in sich stabiles Europa zu bauen. Gerade ein ehemaliger Soldatenbund kann heute sehr authentisch vermitteln, warum eine rechtsstaatliche Kooperation zwischen freiheitlichen Demokratien zwingend notwendig ist, um Frieden dauerhaft zu bewahren. Das gilt auch für die militärische Zusammenarbeit zwischen befreundeten und verbündeten Nationen. Niemand weiß besser als Soldatinnen und Soldaten, welche Greul der Krieg mit sich bringt. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit des Kyffhäuserbundes liegt daher weiterhin auf der Verbreitung des europäischen Gedankens, auch hinsichtlich des immer engeren Zusammenwirkens aus Armeen der EU und der NATO. Zivilgesellschaftliche Institutionen wie der Kyffhäuserbund können sehr viel dazu beitragen, damit das Pendel in die richtige Richtung schwenkt.


Der Kyffhäuserbund ist Mitglied im:

- Deutschen Komitee (Europäische Zusammenarbeit der Kriegsteilnehmer und Kriegsopfer e.V.)

- und dem Beirat für Reservistenarbeit beim VdRBw e.V.

 

Unterhält enge Verbindungen zum:

- Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw.),

- französischen Verband „Soldats de France“,

- Bayerischen Soldatenbund 1874 e.V.


Zeittafel:


Preußens König Friedrich der Große erteilte 1786 – zwei Monate vor seinem Tod – 40 ehemaligen Füsilieren des Infanterieregiments 36 unter Generalmajor von Brünning aus Wangerin (Pommern) die schriftliche Erlaubnis, in ihrer Heimatstadt eine Schützenbruderschaft gründen und eine Fahne mit königlichem Wappen tragen zu dürfen. „Kameradschaftlich füreinander einstehen, die aus dem Krieg heimgekehrte Verwundeten, Verkrüppelten, die Witwen und Waisen zu betreuen und ein soldatisches Begräbnis zu sichern“, waren die wichtigsten Grundsätze und Statuten der Militärischen Schützenbruderschaft Wangerin, die bis heute als Keimzelle des sozial wirkenden Kyffhäuserbundes e.V. gilt.

 

1786: Gründung der Schützenbruderschaft Wangerin (Pommern)

1872: Gründung des Deutschen Kriegerbundes

1888: Tod Kaiser Wilhelm I. (Aufruf zur Errichtung des Kyffhäuserdenkmals)

1896: Einweihung des Kyffhäuserdenkmals (Gesamthöhe 81 Meter, Turmhöhe 57 Meter)

1900: Gründung des Kyffhäuserbundes als Dachverband aller Krieger- Landesverbände

1943: Verbot des Kyffhäuserbundes (4,3 Millionen Mitglieder) durch das NS-Regime

1952: Neugründung des Kyffhäuserbundes

2016: Vor über 230 Jahren entstand die Keimzelle des Kyffhäuserbundes